Die vorherrschende Meinung über Veganer scheint nach wie vor zu sein, dass sie an freudlosen und ungewürzten Tofuscheiben herumkauen oder Körner mit Sojamilch übergießen, um sich zu sättigen.
Zwei Freunde von mir, beide seit gut einem Jahr Veganer, bewiesen vorgestern Abend das Gegenteil. Regina, Erzieherin, und Timo, Make Up Artist, haben mich zum gemeinsamen Kochen und veganem Gerede eingeladen (gut, zugegeben, ein bisschen habe ich mich auch selbst eingeladen).
Die Menüfolge lautete wie folgt:
Cous-Cous Bratlinge mit Joghurt-Gurken Dip
Gnocchi mit karamellisierten Karotten und Tofubällchen in einer Spinat-Senf-Sahne-Sauce
Mousse au chocolat
Zuerst wurde die Mousse au chocolat zubereitet – der Gang, dem ich mit der größten Skepsis entgegen sah. Muss in Mousse nicht Milchschokolade sein? Und frisches Ei? Und nicht Tofumatschepampe mit Schokolade und Kakao? Mal sehen… Mousse erst mal in den Kühlschrank und weiter geht’s mit der Vorspeise.
Die Bratlinge waren schnell zubereitet, Couscous mit Ei-Ersatz (aus Sojamehl und Sprudelwasser) und geschnittenen Oliven. Dazu ein gut gewürzter Sojajoghurt-Dip mit Gurken, frischer Minze, Knoblauch und Ingwer. Tatsächlich hält diese Sojamehl-Mischung die Bratlinge fast so gut zusammen wie Ei und geschmacklich war das Ganze richtig lecker. Kein fader Soja-Beigeschmack oder so. Alle Teller wurden leer gefuttert – und auch Reginas Mitbewohner, der ein „ganz normaler Fleischesser“ ist, hat eingeräumt, dass es echt lecker schmeckt.
Danach wurden dann die Gnocchi (wir haben fertige aus dem Bioladen gekauft, gibt es ohne Eier und ziemlich lecker – kann man aber natürlich auch selbst machen…) zubereitet. Alpro Soja Cuisine verwende ich sogar auch öfter Zuhause, eine sehr gute Alternative für Sahne. Der Senf in der Soße war insgesamt der Clou dieses Gerichts und auch hier kann ich sagen: absolut lecker und empfehlenswert. Schmeckt nicht wie irgendeine eklige vegane Pampe. Gefunden hat Regina das Rezept bei Vegan Guerilla.
Die Bäuche waren nun schon ziemlich voll – aber da stand ja noch die Mousse im Kühlschrank. Ich habe mir zum Glück vorher jeden blöden Kommentar zu „Tofu im Nachtisch“ gespart, denn es war wirklich richtig, richtig lecker. Nicht ganz so fluffig, wie traditionelle Mousse, aber fast noch ein bisschen leckerer. Die werde ich auf jeden Fall meinen Gästen Zuhause jetzt immer mal vorsetzen. Ich danke euch dafür!
Beim Kochen und Essen haben wir uns natürlich auch viel über das Thema „Vegan sein“ unterhalten und ausgetauscht.
Regina war vorher schon etwa 10 Jahre Vegetarierin und vor gut einem Jahr bei einer Lesung von Jonathan Safran Foer. Dort ging es um das Buch „Wir essen Tiere“ (engl. Orginial „Eating Animals“) und das hat sie zum Nachdenken und schließlich zum Veganertum angeregt. Anfangs fühlte Regina den Verzicht und es fiel ihr in mancherlei Hinsicht schwer, sich vegan zu ernähren. Durch Websites wie Vegan Wonderland oder Geschäfte wie das veganz kann man sich aber gut und einfach informieren und an das Thema heran trauen. Sie sagt, sie hat für alles absolut adäquaten Ersatz gefunden. Außer vielleicht für geschmolzenen Käse. Viel schwerer sei es, vegane und tierversuchsfreie Kosmetik zu finden. Dafür gibt es aber eine tolle Liste bei Peta.
Timo war vorher seit etwa drei Jahren Vegetarier und hat sich mehr und mehr mit dem Thema Tierschutz auseinander gesetzt und beschlossen, dass er nicht möchte, dass wegen ihm irgendein Nutztier gehalten werden muss. Denn auch die Milch, die die Kühe geben ist ja schließlich nicht für den Menschen, sondern für ihr Kälbchen gedacht. Und die Kälbchen werden auch auf demeter-Höfen von ihren Müttern getrennt. Die Umstellung fiel ihm nicht besonders schwer. Vorher hat Timo eigentlich nie selbst gekocht oder gebacken. Da es oft keine vegane Alternative bei irgendwelche Imbissbuden und so weiter gibt, musste er sich da viel aneignen und ist da sehr dankbar. Da er gar nicht nicht-vegan kochen oder backen kann, denkt er aber nie „ach, jetzt hätte ich gerne dasunddas“… Das Einzige, das ihn am vegansein nervt, ist, dass er dadurch manchmal ungewollt im Mittelpunkt steht, weil er immer nach Inhaltsstoffen fragen muss oder sich bei einer Kaffeerunde seinen Kuchen eben selbst mitbringt. Er würde sich wünschen, dass mehr Leute einfach mal was veganes ausprobieren. Denn das schmeckt ja auch lecker.
Kann ich nur bestätigen – ich freu mich auf’s Herumprobieren. Und auf den nächsten Koch-Abend mit Timo und Regina.
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