–> Johanna bringt das Geld, das sie verdient zur GLS Bank. Warum sie das macht, könnt ihr in dem folgendem Artikel nachlesen. Und was sie sonst noch so treibt, könnt ihr in unserem Freitagskind-Interview nachlesen.
Beim Geld aus der Verantwortung stehlen oder Warum ich zur GLS Bank wechselte
Mit Geld kann man mich jagen. Finanzanlage, Bausparvertrag, Riesterrente – bei diesen Reizwörtern schalte ich automatisch auf Durchzug. Geld interessiert mich nicht, solange welches da ist. Für jeden Finanzberater bin ich ein verlorener Fall, ich kann mich für nichts begeistern. Wenn mich einer anruft und mir eine angeblich dringend notwendige Altersvorsorge verkaufen möchte, speichere ich den Kontakt unter „geblockte Rufnummern“ ab. Ich habe wirklich keine Lust, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Mein Banklebenslauf liest sich daher ähnlich wie Julias: Fürs Studium wechselte ich nicht nur den Wohnort sondern auch die Bank und als onlineaffiner Sparfuchs entschied ich mich damals für die Comdirectbank, Tochterfirma der Commerzbank. Eine Internetbank ohne Filialen, Geld gab’s bei den CashGroup-Automaten, Einzahlungen waren nur am Automaten möglich, alles andere kostete extra. Aber ich brauchte nichts extra, war sehr zufrieden mit meinem kostenlosen Girokonto und der kostenlosen VisaCard. Mein Bruder war schon bei der Comdirect und konnte mich werben, nochmal 50€ verdient, hurra. Es lebte sich gut mit der Online-Bank, längere Auslandsaufenthalte waren kein Problem, überall gab es Bargeld ohne große Kosten und ich hatte weder Anlass noch das Bedürfnis, diese Situation zu ändern.
Irgendwann war dann das Studium vorbei, es kam der erste Job und damit mehr Geld. Mehr Geld bedeutete, endlich das zu machen, was man vorher schon gern gemacht hätte, aber sich nicht so richtig leisten konnte: Komplett auf Bio-Gemüse umsteigen, zum echten Ökostrom-Anbieter wechseln und auch mal Fairtrade-Klamotten kaufen. Und irgendwann fiel mir auf: Ich lebe einigermaßen bewusst, versuche, mir über die Konsequenzen meines Konsumverhaltens klar zu werden und zu verhindern, dass andere dadurch Schaden nehmen, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was mit meinem Geld passiert, das auf der Bank liegt (und das ist bei den meisten Leuten ja mehr, als sie im Portemonnaie mit sich herumtragen). In allen Lebensbereichen übernimmt man Verantwortung für sein Verhalten, nur da nicht? Ich möchte einfach mal die Effektivität einer Spende von 25€/Monat für die Rettung des Regenwalds in Frage stellen, wenn gleichzeitig die 2.500€ Gehalt oder 25.000€ Gespartes vom Konto als Kredit an einen Ölkonzern gehen. Oder noch etwas polemischer: Die Spende für Ärzte ohne Grenzen ist sicherlich gut gemeint, aber ob sie etwas nützt, wenn die Altersvorsorge in Waffenproduktion investiert wird, ist fraglich. Dieses konkrete Szenario schildert der Journalist Wolfgang Uchatius in seinem grandiosen ZEIT-Dossier „Die Riester-Bombe“ .
All diese Gedanken brachten mich dem Thema Geld – meinem Geld – näher, als mir eigentlich lieb war.
Und dann traf ich auf einem Berg in Kolumbien einen schweizer Bänker, der mir bei unserem Abstieg ins Tal erzählte, dass Mikrokredite viel mehr Rendite brächten, weil die Kleinunternehmer sehr viel verantwortungsvoller mit dem geliehenen Geld umgingen als große Firmen. In der Schweiz war der Gedanke also schon bei den Banken angekommen, dass nachhaltiges Wirtschaften mehr Ertrag bringt als Spekulieren, aber in Deutschland?
In Deutschland gibt es die GLS Bank, und zwar schon lange, seit 1974. Als neuer Kunde wird man dort gefragt, wofür man sein Geld anlegen möchte: Soziale Projekte, Regenerative Energien oder Ökologische Landwirtschaft? Geldanlagen tragen Titel wie „Energiewende-Sparbrief“ und auch sonst ist Transparenz selbstverständlich: Alle Kreditempfänger, von der Photovoltaikanlage bis zum Kindergarten, werden quartalsmäßig im Bankenspiegel aufgelistet, dem Kundenmagazin der GLS Bank.
Ganz ehrlich: Das Thema Geld interessiert mich jetzt nicht mehr als vorher. Aber ich weiß jetzt, was mit meinem Geld gemacht wird. Und das fühlt sich ziemlich gut an.
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