Urban Laubenpieper in Neukölln

Urban Gardening ist ja irgendwie das Thema der Stunde. Dabei haben schon meine Urgroßeltern Urban Gardening betrieben. Damals, direkt neben den Gleisen irgendwo in Schöneberg.  Die hießen aber einfach Laubenpieper.  Und wie der Wunsch nach grünen Oasen in der Stadt, gehört wohl auch der Wunsch nach Selbstversorgung zu unserem kulturellen Erbe. Als einer der Pioniere der Selbstversorgung gilt John Seymour. Mit Büchern wie „Selbstversorgung aus dem Garten“ inspiriert der Engländer seit den 70er Jahren Menschen nachhaltig in der Erde rumzuwühlen. So auch meine Freundin Annikki, die im hintersten Neukölln mit Freunden einen Garten bunt und schön gemacht hat und den alten John als „der Beste“ betitelt.

Diesen Herbst konnte die Neuköllner Gartengang ihr erstes Erntedank feiern, was ich zum Anlass nahm vorbei zuschauen. Ein bisschen laufen, an Gleisen und Hecken und Holzzäunen vorbei, eröffnet sich hinter einem Gartentor ein Kleinod an Pflanzen und Farben. Fast wie „Der geheime Garten“, nur mit Trampolin.

Lina und Annikki arbeiten eigentlich als Fotografin, bzw. als Produzentin von Oddisse, aber sind diesen Sommer auch noch zu den Heads of Gemüseanbau aufgestiegen. Was kann man wann pflanzen? Wer ist im Garten und kann gießen? Wer kümmert sich um die Schnecken? Die Arbeit hat sich  gelohnt. Nicht nur weil man stolz eigene Karotten, Mangold, Rhabarber  oder Kürbis präsentieren kann, sondern auch weil es einen im wahrsten Sinne des Wortes erdet.  Annikki, die ich während unserer Unizeit auch als Barfrau und DJ Kiki the Kat schätzen gelernt habe, beschäftigt sich zur Zeit lieber mit Mangold-Rezepten. Wo bleibt der Rock´n Roll werden die feucht-fröhlichen Alkoholiker unter euch jetzt schreien. Wenn Schnecken ertränken, ein Haufen kreischender Kinder im Garten bespaßen und ohne Strom kochen und feiern nicht Rock`n Roll sind, dann weiß ich allerdings auch nicht. Zum Abschied drückte Annikki uns noch selbst geernteten Mangold in die Hand – der Abends bei mir zuhause mit Tomaten und Schafskäse zusammen geführt wurde.

 

Tipps für alle Wannabees-Schrebergärtner: Meist kauft man das Haus und pachtet das Grundstück. 70.000 Lauben gibt es alleine in Berlin. Wer ein neues Häuschen auf dem Grundstück  haben möchte, kann sich an das Architekturbüro „Hütten & Paläste“ wenden. Hilfen zum Gemüseanbau bietet übrigens nicht nur John Seymour. Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. hat gerade in einer Pressemitteilung angekündigt, 5.000 Kleingärtner zu Fachberatern für ökologisches Gärtnern weiter zu bilden. Na dann, ran an die Schaufeln.

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Kategorien Gärtnern

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Im Gegensatz zu Kunst sollte Essen bodenständig sein. Ich bin für: Das große Ganze untersuchen // das Kleine bewundern // Entdeckungsreisen // Gute Laune // konkrete Pläne // abgefahrene Ideen // Fusion ohne Regen // Transparenz & Lobbycontrol// Arbeit, von der man leben kann. Überall auf der Welt // sich anmalen // vegi Ernährung (gelingt mir noch nicht immer) // Gui Boratto im Sonnenuntergang – ermöglicht durch eine Photovoltaik-Anlage // Sich reinhängen // Ökosoziale Marktwirtschaft versuchen // nicht mehr verbrauchen als einem zusteht // Einen Ort, an dem ich meinen Gedankenwust platzieren kann: Green Friday. Pop & Poesie gibt es hier: http://juliafriday.tumblr.com Bunte Bilder: http://pinterest.com/juliaschimanzky/

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