Wir müssen über Overtourism sprechen, Leute! Easy-Jet wirbt grade wieder einmal mit unschlagbaren Angeboten. Für knapp 40 Euro kann geflogen werden – in alle möglichen Metropolen in Europa. Das klingt natürlich verlockend. Mal kurz raus, abschalten, vielleicht sogar in ein Land, in dem es grade etwas wärmer ist als hier. Aber Halt!
Der CO2-Fußabdruck
Eines der größten Themen unserer Zeit ist CO2, bzw. es SOLLTE das größte Thema sein. Leider liegen Wissen und Handeln oft auch weit auseinander. Ich will mich da auch gar nicht ausnehmen. 2018 bin ich definitiv zu viel geflogen (viermal, nämlich) und habe da ganz dringend Besserung vor. Nein, ich habe das nicht nur vor, ich werde dieses Jahr definitiv weniger fliegen – oder einfach gar nicht. Ein Flug nach Mallorca zum Beispiel lässt pro Passagier laut Greenpeace etwa 4qm Packeis schmelzen. Vier Quadratmeter. Die kommen nicht zurück, die sind unwiederbringlich geschmolzen. Weil ich drei witzige Tage mit Freunden haben wollte. Kann jawohl nicht mein Ernst sein. Hier habe ich mich schon mal ausführlicher mit dem Thema Flugreisen und CO2 befasst.
Irgendwann kommt der Tag und wir müssen uns vor unseren Nachkommen rechtfertigen, warum wir nichts geändert haben – wo wir das Wissen doch schon hatten!
Heute hier, morgen dort
Daran sind auch die wahnsinnigen Angebote der Airlines Schuld. 39 Euro nach Madrid, 39 Euro nach London, 39 Euro nach Lissabon. Hey, das fällt schon schwer zu widerstehen. Zumal eine einfache Fahrt mit dem Zug nach, sagen wir mal Frankfurt am Main, schon 80 Euro kostet. One-Way. Und dann wären wir in Frankfurt und nicht in Lissabon. Dennoch sollten wir unser Handeln hier genauer reflektieren. Lieber eine Reise weniger und dafür eine nachhaltigere Reise. Mit Sparpreisen bei der Bahn lässt es sich mitunter sehr günstig Zug fahren. Nach Großbritannien kommt man zum Beispiel ganz gut mit dem Zug, ebenso nach Italien oder Skandinavien. Wir müssen uns was das Thema Reisen angeht meines Erachtens nach dringend entschleunigen und neu denken. Oder besser – alt denken. Denn dass Fliegen so günstig ist, ist noch gar nicht so lange der Fall.
Tourismus-Boom tut vielen Gegenden nicht gut
Abgesehen vom CO2 tut der Tourismus auch sonst nicht allen Gegenden gut. Vor allem in den Ausmaßen die das Ganze erreicht hat. Ich war letzten Herbst in Lissabon. Da sind tagsüber, wir haben es mal beobachtet, alle drei bis fünf Minuten Flugzeuge gelandet. Täglich befinden sich viel, viel mehr Touristen in dieser Stadt als Bewohner. Das führt dazu, dass Wohnraum extrem teuer und knapp wird, dass Verkehrswege von Touristen überschwemmt sind und dass viel Müll in der Gegend herumgeworfen wird. Die Städte verstopfen mit Mietwagen und Taxen, die Rollkoffer rattern durch die Gegend. Das ist kein Lissabon-exklusives Problem. Hier ein Artikel aus dem Spiegel zum Thema Overtourism.
Ein bisschen Sonnenschein für das Sauerland… hier waren wir an der Hohen Bracht.
Müssen wir wirklich alles gesehen haben?
Ich kenne sie so gut, diese Sehnsucht in die Ferne. Den Drang, bestimmte Ort zu besuchen. Es gibt zum Beispiel einen See bei Seattle, der in einem Videoclip vorkommt, und ich denke, dass ich den eines Tages wirklich gesehen haben muss. Und Freunde von mir, die nach Neuseeland ausgewandert sind, die würde ich auch gerne mal besuchen. Vielleicht ist auch der komplette Verzicht nicht die Lösung. Aber ich denke, die Reisen sollten wieder etwas besonderes sein.
Travel less, travel better
Mein Ansatz soll ab diesem Jahr sein: Weniger und dafür besser und bewusster reisen. Kein spontanes Wochenende in Riga, sondern dann eher ein Roadtrip durch das Baltikum. Kein kurzes Wochenende in London, dann lieber eine ganze Woche unterwegs sein und den Zug genommen haben. Und wie kann es eigentlich sein, dass ich Restaurants in Bath, Bologna und San Francisco empfehlen kann, aber keines im Spreewald? Ich glaube, wir sollten viel mehr auch erkunden, was es direkt um uns herum so zu entdecken gibt. Auch wenn ein Wochenende im Spreewald unter Umständen sogar teurer wird als eines in Barcelona. Wer macht mit?
Auch ein tolles Verkehrsmittel – oder sogar das beste überhaupt: Das Fahrrad.
Inlandsflüge sind tabu
Darüber brauchen wir nicht mehr sprechen, oder? Inlandsflüge sind eine totale Katastrophe und sparen auch nur sehr wenig Zeit. Einfach durch Zugfahrten ersetzen, ja?
0 Kommentare zu “Overtourism: Bitte keine Billo-Städtetrips buchen!”