Green Friday, grüner Freitag. In dieser Woche für mich mit einer Doppelbedeutung… es ist Spieltag! Hertha BSC empfängt Werder Bremen, meinen Verein. Gefühltes Heimspiel, denn mein Verein spielt in meiner Stadt. Auf ins Stadion, auf ins Gebrüll. Aber auch Zeit, ein paar Gedanken die schon lange in meinem Kopf herumschwirren, zu bündeln.
Werder Bremen. Der Verein, aus dem ich als Konsequenz der Verlängerung des Sponsorenvertrags mit Wiesenhof vor knapp zwei Jahren ausgetreten bin. Langjährige Green Friday-Leser erinnern sich vielleicht noch an meinen Abschiedsbrief. Nach dem Brief habe ich eine regelrechte Brieffreundschaft mit Klaus-Dieter Fischer, dem damaligen Präsident von Werder Bremen, geführt. Teilweise schrieb er sogar handschriftlich, was mich sehr rührte. Mich konnten seine Argumente allerdings alle nicht dazu bewegen, meine Kündigung zurückzuziehen.
Und dennoch ist Werder natürlich mein Verein. Der Verein, dessen Dauerkarte ich mein Eigen nenne und von dem ich kaum ein Spiel verpasse. Wenn ich nicht ins Stadion gehe, dann suche ich Kneipe oder Sofa auf. Der Verein, dessen Wappen auf mein Handgelenk tätowiert ist.
Aber wem jubele ich da eigentlich zu?
Einer Vereinsführung, die ich stellenweise merkwürdig oder überhaupt nicht tragbar finde? Einer Vereinsführung, die eventuell sogar noch ein zweites mal mit Wiesenhof den Sponsoring-Vertrag verlängern wird?
Einem Verein, der zwar ein Profifußball-Segment hat, aber der aus so vielen mehr Sportarten besteht, die ich mir dort noch nie angesehen habe?
Einer Mannschaft, die seit Jahren nicht besonders gut – oder gar schön – spielt?
Einzelnen Spielern, die erst ihre Liebe zum Verein publizieren und dann kurz vor knapp doch noch den Verein wechseln und für mehr Geld bei Vereinen mit noch blöderen Sponsoren auf der Brust spielen (huhu, di Santoooo)?
Einfach nur Clemens Fritz? (höhö)
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau. Aber ich jubele. Manchmal. Derzeit ärgere ich mich eher. Aber auch das mit sehr viel Passion. Stolz bin ich stellenweise auf die Werder-Fans. Die kaufen nämlich kaum noch Trikots, seit da Wiesenhof drauf steht. Und die Ostkurve ist auf dem rechten Auge überhaupt nicht blind, sondern es gibt insgesamt ein großes Engagement gegen Nazis in der Kurve und Rassismus in den Köpfen.
Ich vermisse die ganze Sommerpause über die Bundesliga, um mich dann bereits beim ersten Spiel danach – dem Pokalspiel – nur zu fragen „Was mache ich hier eigentlich“? So viel Hoffnung, die so oft jäh zerstört wird.
Das Herzrasen, das Adrenalin, das abklatschen nach geschossenen Toren, das fremde-Menschen-umarmen-nach-schwierigen-Siegen. Das Gefühl, im Stadion zu stehen und eins zu sein mit meiner Umgebung und der Situation. WERDER BREMEN. Das ist dann alles, das zählt (also, natürlich gehen rassistische und homophone Sprüche im Stadion gar nicht. Aber ihr wisst, was ich meine!). In diesen Momenten bin ich komplett bei mir und sauge einfach alles auf. Werderlieder singen, Choreos mitmachen, Schal hochhalten, zwischendrin vielleicht auch mal ein Bierchen holen. Mit meinen Freunden dort sein und auch nach Niederlagen phantastische Abende mit ihnen verbringen. Sogar mein Freund und ich haben uns im Stadion verliebt. Und der Fischmob Berlin, unser Werder-Fanclub, natürlich, der ist auch wichtig.
Guess, I am just a Football girl, da kann ich wohl nichts machen und muss mit dem ganzen Irrsinn und den Fragezeichen leben. So lange die nicht größer werden, als die Liebe, die da ganz diffus einfach da ist, geht das Ganze eben doch noch auf.
Und heute? Ich würde sagen: Werder schießt ein paar Tore und nimmt hoffentlich die drei Punkte mit nach Bremen! Je besser wir spielen, desto spannender sind wir auch für weniger bescheuerte Sponsoren. Allez les verts!
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