Manche Dinge sind kompliziert. Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit steht viel zur Diskussion. Manchmal ist es schwer sich ein Urteil zu bilden was zu tun ist, wenn man weiß, dass man weder über alle Informationen verfügt, noch über eine Glaskugel. Wir leben in einer komplexen Welt, schwarz und weiß, gut und böse, gut gemacht und gut gemeint sind nicht immer zu unterscheiden und vorherzusehen. Das fängt beim Energieaufwand von Häuserdämmung an und hört bei dem Geld, was H&M ins bettelarme Bangladesh bringt noch lange nicht auf.
Doch es gibt auch in Sachen Nachhaltigkeit und „gesellschaftlich erstrebenswert“ auch Dinge, bei denen liegen unsere unsere Aufgaben klar wie Wodka vor uns. Und zwar beim Thema Essen. Die konventionelle Nahrungsmittelindustrie hat scheinbar das selbe Maß an krimineller Energie wie das Waffen + Crack Business. Die ganzen Skandale um Gammelfleisch, falsch deklarierte Bio-Eier, Pferdefleisch oder krankmachenden TK-Erdbeeren aus China haben das gezeigt. Mich ärgern die Millionen an Subventionen, die in Massentierhaltung gepumpt werden und das Ausmaß an Lebensmittelverschwendung. Ich möchte mit Himbeeren im Januar, Palmöl, Genmais, Nestlé, Monsanto, schlechtem Fertigessen, Fleisch in Kartoffelchips und Gummibären einfach nichts zu tun haben.
Ernährung ist eins der Themen, das noch verhältnismäßig einfach verändert und auf einen gerechten und ethischen Standard korrigiert werden kann. Gibt es negative Auswirkungen von Bioproduktion, der Verwertung der ganzen Ernte, selber kochen, Ernährung mit Schwerpunkt regionale, saisonale, vegetarische Ernährung? Ich sehe da nur eine Bereicherung auf allen Ebenen.
So, und nach meinem Plädoyer für gutes Essen, möchte ich euch Speisegut aus Berlin vorstellen. Speisegut startet im März und steht in der Tradition der Solidarischen Landwirtschaft. Bauer Christian Heymann mietet 3 Hektar Land in Gatow und baut darauf mit ein paar Helfern vielfältiges Bio-Gemüse an. Wer etwas von den Kartoffeln, Zucchini und vielen weiteren Gewächsen haben will, bucht sich einen festen Ernteanteil. Etwa 120 -150 Ernteanteile können verteilt werden. Einmal die Woche fährt Christian das Gemüse in vereinbarte Depots in Berlin, wo es von den Mitgliedern abgeholt werden kann. Eine super Geschichte.
Was müsst ihr tun, wenn ihr mitmachen wollt:
– 55 Eur im Monat zahlen
– 3 Tage im Jahr jeweils 8 Stunden mithelfen. Bei der Ernte, beim Einmachen, im Büro oder auf Messen.
– Mitorganisieren: Wo ist das Depot, wer ist vor Ort, wenn die Lieferung ankommt?
– mind. ein Jahr mitmachen
– in Spandau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Kreuzberg oder Neukölln wohnen.
Solange die 120 Mitglieder übrigens noch nicht zusammen gekommen sind, nehmen die tollen Köche von der Kantine 9 und den Culinary Misfits viel der Ernte ab. Aber ich glaube, so lange dauert es nicht, bis 120 Ernteparteien zusammen gekommen sind. Vor kurzem war ich auf einer Infoveranstaltung von Initiator Christian und der hat mich überzeugt. Ich habe heute meine Anmeldung losgeschickt. Und bin gespannt. Besonders freu ich mich auf das Mitarbeiten. Wirklich zu wissen wie „das eigene“ Gemüse angebaut wird, mithelfen, es besuchen können und die Sicherheit haben, dass das Gemüse auf meinem Teller nicht eine falsch zertifizierte Ladung aus Italien war. Ziemlich geil. Wie das funktioniert, was für Gemüse es gibt und wo ihr euch anmelden müsst, erfahrt ihr hier.
Eike Wenzel hat auf Wiwo-Green einen guten Artikel über Lifestyle-Ökos und Food Bewegungen geschrieben und das letztere tatsächlich die Nahrungsmittelindustrie verändern könnten. Das wäre doch toll. Oder wie Lokalheldin letztens kommentierte: Ich will Teil einer Food-Bewegung sein. Wir auch. Legen wir los.
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Tolle Idee – aber warum muss man in Spandau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Kreuzberg oder Neukölln wohnen?! Gibt es Vergleichbares auch für Mitte/Wedding?
Und zahlt man dann auch in den Monaten, in denen nichts geerntet wird? Anders gefragt: In wie vielen Monaten fällt dann auch tatsächlich Ernte an? Ich find „Ratenzahlung“ ja grundsätzlich super – aber in dem Fall wäre es vielleicht schlauer, vorrangig in den Monaten zu zahlen, in denen man auch tatsächlich beim Einkauf spart.
Hallo Elke,
das sind die Ort, zu denen Christian ersteinmal fahren will. Wenn sich genügend Menschen aus Mitte/Wedding als Abnehmer finden, macht es aber bestimmt Sinn auch dorthin zu liefern. Zur solidarischen Landwirtschaft gehört für den Bauern natürlich auch die Planungssicherheit, daher wird jeden Monat bezahlt, auch wenn eine Ernte mal schlecht läuft. Generell soll aber jeden Monat etwas geliefert werden, auch Eingemachtes oder Honig. Hier der Kalender: http://speisegut.blogger.de/static/antville/speisegut/files/angebotskalender.pdf
Am besten Du wendest Dich für Detailfragen direkt an Speisegut: speisegut@web.de
LG,
Julia
Total gut! Wir brauche unbedingt mehr davon. In München gibt es das Kartoffelkombinat (http://www.kartoffelkombinat.de/blog), die machen es ähnlich wie SpeiseGut. Ich hoffe in Augsburg geht in Sachen solidarische Landwirtschaft auch etwas voran. Bin gespannt auf deine Erfahrungen!