Meine beste Freundin und ich haben länger überlegt, was wir für einen tollen Urlaub mit unseren Kindern zusammen machen könnten. Fernab von Flugzeugen und langen Fahrten. So kamen wir auf die Idee, ein paar Tage auf einem demeter-Hof zu verbringen. Damals, im Rahmen meiner Erzieher-Ausbildung war ich schon mal dort, und fand ihn damals schon toll:
Den Hutzelberghof, im Hessischen Oberrieden, bei Bad-Sooden-Allendorf.
Eigentlich ist der Hof ein Schulbauernhof, aber 2 Wochen im Jahr können hier auch Familienferien verbracht werden.
Das Besondere: Jeden Tag, den man hier verbringt, hilft man in anderen Bereichen auf dem Hof mit. So lernen die Kinder ziemlich umfassend, was auf so einem Hof alles passiert und was man alles machen und selbst herstellen kann. Außerdem sind sie perfekt beschäftigt und ausgelastet.
Wie sah unsere Woche hier aus? Ein Tagebuch.
Tag 1
Wir kamen an, haben uns ein Zimmer ausgesucht, Mittag gegessen und mit der (übrigens unfassbar netten) Hofbesitzerin Michaela eine kleine Hofführung gemacht. Hier sahen wir schon mal wo welche Tiere zu finden sind, die Käserei, die Bäckerei, den Garten und alles, das wir sonst noch wissen sollten. Den Rest des Nachmittages hatten wir Zeit, um die anderen Familien kennen lernen zu können. Abends wurden wir in Gruppen eingeteilt und haben einen kleinen Wochenplan entworfen.
Tag 2
Kühe. Wir standen also um 6 Uhr morgens auf – endlich durfte ich mal meine Tochter wecken, sonst ist das eher ihr Job mich zu wecken – nun weiß sie vielleicht mal, wie müde man morgens noch sein kann. Wir zogen uns dann zügig und ohne jegliche Prinzessinen-Attitüde an, haben mit Michaela gemeinsam den Milchwagen geholt und sind los zu den Kühen. Auf dem Hutzelberghof wird es den Kälbern übrigens möglich gemacht, bei ihren Müttern zu bleiben. Das ist selten und schön! Die Milch wird zwischen Mensch und Tier aufgeteilt. Jeder der wollte durfte mal melken – und anschließend die frisch gemolkene Milch auch versuchen. Hat gar nicht so viel mit dem zu tun, was man im Supermarkt so kaufen kann.
Wir haben die Milch dann zum Hof gebracht, sind auf den Traktor-Anhänger gestiegen und nach dem Frühstück hat Michaela uns zum Kartoffel-Acker gefahren. Es gilt nämlich: erst das Vieh, dann der Mensch! Hier wurden die Kinder zu kleinen Schatzgräbern und haben Kartoffeln gesucht und gefunden. Auf den Wunsch meiner Tochter hin haben wir anschließend noch einen kleinen Abstecher zu den Pferden gemacht, die auf einer Weide standen, die recht weit vom Hof entfernt war. Hier haben wir die Stuten Franzi und Tessa kennen gelernt. Der Nachmittag war dann, wie alle anderen auch, Freizeit. Hier kann man sich frei auf dem Hof bewegen und auch jederzeit die Tiere besuchen.
Tag 3
Kleintiere. An diesem Tag sind wir wieder früh aufgestanden und haben uns mit dem Tierpfleger Benni getroffen. Wir haben uns zuerst Tierfutter angesehen und dabei viel über die verschiedenen Getreide-Arten gelernt. Zuerst waren wir bei den Hühnern – normalerweise haben die ein tolles Freigehege, müssen aber grade entwurmt werden und sind deshalb drinnen. Die Kinder durften ihnen „Hühnerschokolade“ (Käserinden) und Sonnenblumen zum picken geben und auch mal die Hühner anfassen und ihnen zuhören. Danach ging es weiter zu den Gänsen.
Nach dem Frühstück sind wir zu den Schweinen gegangen – da könnte ich ja sofort zur Vegetarierin werden. So tolle und aufgeweckte und lustige Tiere! Naseweis, Madame Rouge und Rudi. Anschließend gingen wir zu den Schafen, die wir aus der Hand füttern konnten. Frisches Wasser wurde aus dem nahegelegenen Bach geholt.
Schließlich wurden die Kaninchen gefüttert und gestreichelt. Mittags wurde es dann recht warm und so bekamen die Schweine eine wohlverdiente Dusche. Sie suhlten sich im Dreck, da bekam ich fast Lust, mich dazu zu legen und einfach alle Konventionen fallen zu lassen. Zum Mittagessen gab es dann Gulasch – das fiel mir schon ein bisschen schwer zu essen. Dabei ist ja im Grunde genommen klar – wenn man Fleisch isst, dann doch bitte solches!
Tag 4
Garten. Für die Gartenarbeit mussten wir nicht ganz so früh aufstehen – da waren die Kinder auch mal wieder vor uns wach. Wir trafen Michaela, der eigentliche Gärtner ist nämlich krank gewesen. Zuerst wurden die Tomaten und der Salat begossen, anschließend wollten wir säen. Doch die eine Stute hatte eine Verletzung am Huf, die versorgt werden musste. So musste die Saat noch etwas warten und wir sind zu den Pferden gegangen – zur großen Freude der Kinder. Hier wurde sich um den Huf gekümmert und die Stuten bekamen eine Menge Streicheleinheiten.
Säen musste dann wohl die Gruppe am nächsten Tag, denn wir sind nach einer kleinen Apfelsaft-Eis-Pause zu den Bienenstöcken gegangen und haben Honig aus der Wabe kosten dürfen und waren den Bienen ganz nah. Summ summ summ. Die Kinder waren erstaunlich tapfer und haben fast weniger Angst vor Stichen gehabt, als wir Großen. Außer Michaela, die war natürlich sau-cool und sogar ohne Anzug unterwegs. Alles in Allem ist es aber für 3- und 4-jährige ein recht straffes Programm (es ist ja für Schulkinder ausgelegt, eigentlich), unsere Beiden haben dann dringend mal ein Schläfchen gebraucht. Arbeit und Landluft – das schlaucht, aber macht rote und glückliche Wangen.
Tag 5
Küche und Abreise.
Tag fünf war für unsere Kinder wahrscheinlich der langweiligste Tag, größere Kinder ziehen da gewiss mehr draus: In der Küche alles Geerntete, Hergestellte, Verarbeitete zuzubereiten. Meine Tochter hat sich leider beim Käse reiben ihren einen Finger mit gerieben und hatte danach keine allzu große Muße mehr. Dennoch haben wir mit Hilfe des Kochs Salat, Käsenudeln und gefüllte Eierkuchen gezaubert. Alles war sehr lecker und wurde ratz fatz aufgefuttert.
Anschließend gab es noch eine kleine Abschieds-und Feedback-Runde. So sehr ich mich auch auf Zuhause freute und auf die große Stadt mit Internetverbindung und Supermarkt, so sehr war ich auch ein bisschen traurig dieses Landleben so schnell wieder verlassen zu müssen. Das doch weitestgehend autarke Leben auf dem Hof hat meine Freundin und mich sehr beeindruckt – und die Kinder auch.
Ihr wollt auch Ferien auf dem Hutzelberghof machen, oder das der Schule bzw. dem Kindergarten oder der Grundschule als Fahrt vorschlagen? Auf der Internetseite finden sich alle nötigen Informationen!
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