Fast jeder kennt einen Menschen, der mehr über Sneakers weiß als über seine Mutter. Ein ähnliches Exemplar ist der Jeansfreak. Waschungen, Schnitte, Nähte, Webungen, Knöpfe oder perfekte Pflege – diese Menschen wissen alles über ihre heiligen Denimbeinkleider. Und genau solche Typen arbeiten auch bei der Schwedischen Firma Nudie Jeans, wobei ich ihnen natürlich nicht unterstellen möchte mehr über Jeans als über ihre Eltern zu wissen. Aber ihre Hosen sind vom Know How so perfekt, dass man es denken könnte. Und bei Nudie, das 2001 von der ehemaligen Lee Mitarbeiterin Maria Erixsson gegründet wurde, macht man Jeans auch irgendwie für sich selber. Hier schlägt das Herz nicht für schnelle Trends, sondern für die echte, ehrliche und zeitlose Jeans. Bei Nudie Fans wird eine Dry Denim die ersten sechs Monate nicht gewaschen, um sie perfekt zu personalisieren. Im Kampf zwischen Style und Hygiene wird die Hose dann ausgebürstet, auf dem Balkon gelüftet oder zum Desinfizieren in die Gefriertruhe gepackt. Einige Käufer lieben ihre Slim Kim, High Kai oder Tight Long John sogar so innig, dass sie ein eigenes Forum gegründet haben, in dem man sich mit anderen Passionierten über das blaue Gold austauschen kann.
Dass Nudie sich auch intensiv um soziale und Umweltfragen kümmert, hab ich ehrlich gesagt erst Jahre nachdem ich mich in meine erste Nudie verliebt habe erfahren, so leise sind sie in ihrer CSR Kommunikation. Dabei arbeiten sie an vielen Baustellen.
Los geht es in der Produktion. Nudie verwendet viel Organic Cotton, Ziel ist es irgendwann komplett darauf umzustellen. Zudem verzichtet Nudie Jeans auf viele synthetische Stoffe in der Produktion und bleicht z.B. ausschließlich mit Kartoffelstärke. Gefertigt werden die Jeans in Italien, die Stoffe kommen aus Italien, Japan oder der Türkei. Alle Zulieferer müssen einen Code of Conduct von Nudie unterschreiben, in dem sie soziale Mindeststandards garantieren, somit sind sie auf jeden Fall „Sweatshop Free“.
Zertifiziert wird die ökologische Baumwolle von GOTS (Global Organic Textil Standart), einem der bekanntesten Textilsigel, das soziale und ökologische Richtlinien vorgibt. Außerdem ist Nudie Jeans Mitglied bei Textile Exchange und bei der Fair Wear Foundation.
Ein weiteres Nudie Projekt lautet „Reduce, Reuse, Recycle“. Leute, die im Nudie Store eine Jeans abgeben, bekommen auf eine neue einen Discount. Nudie pimpt die alten Jeans und verkauft sie dann weiter. Das schont die Umwelt. Vor kurzem haben sie mit jungen Talenten eine Jeans Recycling Session gemacht, die Designer sollten aus alten Jeans Kreationen zum Thema Schwedische Kleider und Uniformen des 19. Jahrhunderts entwerfen. Heraus gekommen ist das hier.
Auch ein schönes Projekt: Zusammen mit Künstlern wie Anton Corbijn oder Helle Mardahl hat Nudie Jeans eine T-Shirt Reihe zum Thema Menschenrechte produziert. 11 Euro pro T-Shirt-Erlös gehen direkt an Amnesty International. Insgesamt konnte so bereits 350.000 Euro für die Menschenrechtsorganisation gesammelt werden.
Man sieht: Nudie ist Label, das nicht nur hochwertige Produkte fertigt und über eine stilsichere Bildsprache verfügt, sondern auch einiges ans Verantwortungsbewusstsein in sich trägt und sich deswegen einiges einfallen lässt. In diesem Sinne: Nudie is ready to be loved.
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